Diabetes mellitus und die Mundhöhle

 Außerord. Prof. Dr. Vanja Vučićević Boras, dr. med. dent.

Außerord. Prof. Dr. Vanja Vučićević Boras, dr. med. dent.

Bei Diabetikern, die ihren Diabetes mellitus nicht unter Kontrolle haben, ist das Auftreten von Zahnbeschwerden größer.

Diabetes oder Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselkrankheit, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) infolge eines absoluten oder relativen Insulinmangels oder einer Insulinresistenz oder beider, gekennzeichnet ist. Diese Stoffwechselstörung beinhaltet den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte vor kurzem die Diabetes-Pandemie, weil die Krankheitshäufigkeit in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Diabetes ist eine der häufigsten Todesursachen aufgrund von mikrovaskulären und makrovaskulären Komplikationen.

Es gibt zwei Formen von Diabetes: Diabetes mellitus (keine Fähigkeit, Insulin zu bilden) und Diabetes mellitus 2 (falsche Reaktion auf Insulin), der jedoch häufiger ist.

Diabetes kann sich auf die Mundhöhle (Zähne und Zahnfleischstrukturen), die Schleimhäute der Mundhöhle und auf die Speicheldrüse negativ auswirken. Es konnte ebenfalls festgestellt werden, dass bei Diabetikern eine erhöhte Tendenz zu Karies und der Verlust von Zähnen häufig sind. Bei Diabetikern, die ihren Diabetes mellitus nicht unter Kontrolle haben, ist das Auftreten von Zahnbeschwerden größer. Dies wird durch die Tatsache erklärt, dass die Zahnpulpa bei Diabetikern einen begrenzten Kollateralkreislauf hat und eine geschwächte Immunantwort, weshalb die Neigung zu Infektionen erhöht ist. Darüber hinaus wird durch die Hyperglykämie die Knochenresorption gefördert, die Differenzierung der Osteoblasten verlangsamt und die Wiederherstellung des Knochens reduziert.

Es ist bekannt, dass Diabetes mit verstärktem Auftreten von Gingivitis und Parodontitis verbunden ist. Parodontitis sei angeblich die sechste Komplikation von Diabetes, die sich negativ auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels auswirken kann. Permanent schlechte glykämische Kontrolle steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Inzidenz und Progression von Gingivitis, Parodontitis und Verlust des Alveolarknochens. Es gibt mehrere Mechanismen, durch welche dies zu erklären wäre, wie z.B. Veränderungen in der Immunantwort des Wirtsorganismus, subgingivale Mikroflora, Kollagenstoffwechsel, Blutkreislauf, Gingivalflüssigkeit und erbliche Faktoren. Auch eine Funktion von Immunzellen ist geschädigt, was mit einem erhöhten Knochenverlust bei Patienten mit Diabetes assoziiert wird.

Diabetesmanifestationen und orale Anzeichen, die für eine systemische Immunsuppression sprechen, sind die Anwesenheit von opportunistischen Infektionen, wie etwa die orale Candidiasis, die bei Diabetikern häufiger vorkommt. Candidiasis ist mit Rauchen, Zahnprothesen und schlechter glykämischen Kontrolle bei Diabetikern verbunden. Die Neigung zur Candidiasis kann durch die reduzierte Speichelproduktion zusätzlich erhöht werden.

Eine Störung der Geschmacksempfindung ist bei Diabetikern häufig. Eine Umfrage ergab, dass sich der Geschmackssinn bei einem Drittel der Diabetiker reduziert hat, was zu übermäßigen Essen und Fettleibigkeit führen kann. Diese sensorische Störung kann die normale Nahrungsaufnahme reduzieren und eine verschlechterte glykämische Kontrolle zur Folge haben.

Von anderen oralen Symptomen klagen Diabetiker oft über ein brennendes Gefühl im Mund. Es können nämlich ihr Geschmacks- und Geruchssinn gestört sein und es sind wegen der Beeinträchtigung der Nerven in der Mundhöhle andere Manifestationen möglich.

Man hat sogar bei 80% der Diabetiker einen Rückgang der Speichelsekretion beobachten können. Es ist nicht klar, wie Diabetes die Speicheldrüsen beeinflusst. Gerade deshalb sollten bei jedem Diabetiker die Zähne klinisch und radiologisch auf Karies und periapikale Geschwüre untersucht werden. Es muss der Status der Mundhöhle definiert und, falls unzureichend, eine entsprechende Behandlung durchgeführt werden. Bei den Patienten sollte die Speichelmenge gemessen und dazu geraten werden, wie die Speichelproduktion zu fördern oder zu ersetzen wäre. Es ist auch notwendig, einen Mundabstrich zu machen und auf Pilzbefall zu testen, so dass eine Infektion, verursacht durch Candida, die bei Diabetikern häufiger ist, vor allem bei jenen, die eine Vollzahnprothese tragen, schnell behandelt werden kann.

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