Bakterien im Mund, die Hauptursache für eine Zahnfleischentzündung
Mirjam Škorjanc, Dentalhygienikerin
Wir sind uns nicht im Klaren darüber, dass Wunden im Mund viel gefährlicher sein können, als offene Wunden am Körper. Wenn wir die Mundhygiene vernachlässigen, können wir uns eine Menge Ärger einhandeln, abgesehen davon, dass eine Infektion im Organismus aufgrund unzureichender Mundhygiene im schlimmsten Fall auch zum Tode führen kann.
Das ist natürlich sehr beunruhigend. Studien haben aufgezeigt, dass Parodontitis (als Folge von entzündetem Zahnfleisch) schlimmstenfalls auch zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenerkrankungen, Kopfweh, geschwächtem Immunsystem und Frühgeburten führen kann.
Gemäß einer epidemiologischen Studie leiden mehr als 98% der Erwachsenen unter Zahnfleischerkrankungen. Unter ihnen bereits drei viertel unter einer beginnenden Parodontitis oder einer fortgeschrittenen Zahnfleischerkrankung.
Was verursacht eine Zahnfleischentzündung? Die Hauptursache für eine Infektion oder für einen Abbau des Parodontalgewebes sind Bakterien im Zahnbelag. Bakterien in der Mundhöhle sind nicht schädlich, so lange sie Teil eines normal funktionierenden Organismus sind. Wenn die Balance im Organismus gestört ist (z. B. durch ungeputzte Zähne) beginnen die Bakterien gegen uns zu arbeiten.
Wir haben ein gestörtes Verhältnis im Organismus, wenn wir Schmerzen nahe dem Zahn verspüren und wenn wir beim Zähneputzen Zahnfleischbluten haben. Diese Entzündung ist ein klares Zeichen, dass der Organismus gegen Bakterien ankämpft. Durch falsches Zähneputzen oder durch Vernachlässigung der Mundhygiene verursacht Zahnstein eine Zahnfleischentzündung, welche der Beginn von Zahnfleischerkrankungen ist und bei chronischer Form den Zahnverlust bedeutet.
Wenn sich der Zahnbelag am Zahn ansammelt, kleben die Bakterien buchstäblich am Zahn und vermehren sich. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Bildung von Zahnbelag bereits 30 Minuten nach dem Zähneputzen beginnt – und wenn die Zähne nicht ordentlich geputzt sind, bildet sich Zahnstein bereits innerhalb von 48 Stunden. Tag für Tag wird der Zahnstein dicker, da ja neuer Zahnbelag dazu kommt und sich konstant zum Zahnstein mineralisiert. Während dieses Prozesses sind mehr und mehr Bakterien in der Mundhöhle.
Eine bedeutende Tatsache ist, dass in einem Kubikmillimeter Zahnbelage hundert Millionen verschiedener Mikroorganismen sind. Weil der Zahnstein gegen das Zahnfleisch presst, öffnen sich dieses und in den Zahnfleischtaschen sammeln sich die meisten Mikroorganismen an.
Wir wissen nicht, was es wirklich bedeutet, schmerzendes und blutendes Zahnfleisch zu haben. Eigentlich kämpft man mit einer wirklich großen Wunde! Es ist auch beunruhigend, dass die Oberfläche einer parodontalen Wunde – wenn die Zahnfleischtaschen fünf Millimeter tief sind und wenn man 28 Zähne hat – die Größe von 42 Quadratzentimeter hat. Die Wunde kann sogar größer sein, denn Parodontaltaschen können mehr als 10 mm tief sein. Und das bedeutet, dass die Wunde wirklich richtig groß ist.
Wenn wir irgendwo am Körper eine große Wunde haben, kümmern wir uns sofort um eine Behandlung und die Wunde wird versorgt, weil es ja sichtbar ist und wir Angst haben. Aber wenn so eine große Wunde im Mund ist, wird die Behandlung einfach ignoriert und die Versorgung hinausgeschoben, manchmal Jahrelang.
Weil man es schwieriger erkennen kann und weil man glaubt, schmerzendes oder blutendes Zahnfleisch sei nicht gefährlich. Wir denken, es wird schon alles wieder von selbst vergehen – irgendwann – und dann, früher oder später, brauchen wir einen Zahnersatz.
Um solchen Beschwerden, die aufgrund von unzureichender oder schlechter Mundhygiene auftreten, vorzubeugen, müssen wir umdenken. Es ist gut zu wissen, dass wir durch ordentliches und regelmäßiges Zähneputzen, durch eine ausreichende und gute Mundhygiene vielen verschiedenen Krankheiten vorbeugen können, die durch Zahnfleischbluten verursacht werden.
Wir sollten versuchen diese Probleme durch Prävention und gründliche Mundhygiene zu vermeiden – und wenn trotzdem Probleme auftauchen, diese sofort beim Zahnarzt beheben zu lassen.