Zahnfleischbluten – was tun?

 Univ. Doz. DDr. Peter Solar

Univ. Doz. DDr. Peter Solar

Parodontitis ist eine gefährliche Zahnfleischentzündung. Sie schmerzt nicht, äußert sich nur zeitweise in Zahnfleischbluten, geschwollenem Zahnfleisch und Mundgeruch, und ist dennoch eine große Gefahr für Mund und Gesundheit.

Leider heilt im Mund nicht alles und manches keineswegs von alleine! Dies trifft insbesondere auf Parodontitis, eine gefährliche Zahnfleischentzündung zu. Sie schmerzt nicht, äußert sich nur zeitweise in Zahnfleischbluten, geschwollenem Zahnfleisch und Mundgeruch, und ist dennoch eine große Gefahr für Mund und Gesundheit. Im Gegensatz zur oberflächlichen Zahnfleischentzündung (Gingivitis) handelt es sich bei der Parodontitis um eine fortschreitende und irreversible Zerstörung von Gewebe und Kieferknochen, ausgelöst durch hochaggressive Bakterien. Unbehandelt droht der Zahnausfall.

Tatsache ist: Zahnfleischentzündungen werden allzu gerne verdrängt. So wird etwa ein typisches Symptom, der Mundgeruch, meist von Betroffenen selbst nicht wahrgenommen und dessen Umgebung scheut sich so gut wie immer, dieses Tabuthema anzusprechen. Da weitere typische Parodontitis-Symptome wie Zahnfleischbluten und entzündete Zahntaschen zumeist in Schüben auftreten, wiegen sich viele Patienten in der Zwischenzeit in trügerischer Sicherheit.

Leider ist das gegenteil der fall: je länger Parodontitis besteht, desto aggressiver wird sie und desto stärker breitet sie ihre selbstzerstörerischen Kräfte aus.

Wen betrifft Parodontitis?

Bei rund 80% der Menschen aller Altersgruppen ist das Zahnfleisch entzündet. Bei 45-65% aller Erwachsenen finden sich bereits Zahntaschen und somit eine parodontale Erkrankung.

Während bei Kindern und Jugendlichen Karies als Hauptursache für Zahnbehandlungen gilt, ist bei über 40-Jährigen Parodontitis bereits zu 80% der Grund für den Verlust von (scheinbar gesunden) Zähnen und somit Hauptursache langwieriger und kostspieliger Zahnersatzbehandlungen.

Hauptursachen für Zahnverlust:

Wie entsteht Parodontitis?

In unserer Mundhöhle tummeln sich etwa 50 Milliarden Bakterien. Die Hälfte der 300 verschiedenen Arten können unsere Zähne zerstören.

Besonders wohl fühlen sie sich in fest an der Zahnoberfläche und am Zahnfleischrand haftenden Belägen (Plaque), die sich aus Nahrungsmittelresten, Speichelbestandteilen und abgeschilferten Schleimhautzellen zusammensetzen.

Die Hauptursachen für das Überhandnehmen bakterieller Zahnbeläge sind unzureichende Zahnpflege und das Unterlassen regelmäßiger Dentalhygiene beim Zahnarzt.

Die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch kann auch durch ein geschwächtes Immunsystem sowie durch „oxidativen Stress“ beeinflusst werden. Letzterer wird u.a. durch Zigarettenrauch, Stress, falsche Ernährung und Bewegungsmangel hervorgerufen.

Entstehung und verlauf von Parodontitis

Wird die Plaque nicht regelmäßig entfernt, produzieren die in ihr enthaltenen Bakterien Stoffe, die für das Zahnfleisch schädlich sind. Bakterielle Enzyme, Toxine und Antigene greifen dabei das Zahnfleisch an und verursachen entzündliche Prozesse.

Dabei kommt es zunächst zu Schwellungen, Rötungen und Zahnfleischbluten. Veränderungen, die als Warnzeichen bewertet werden sollten: hier sollte bereits eine zahnärztliche Beurteilung und Therapie angestrebt werden. Unterbleibt die regelmäßige, gründliche Entfernung der Plaque aber weiterhin, können die entzündlichen Bakterien in tiefere Schichten des Zahnhalteapparates vordringen und eine Erkrankung des Zahnbettes verursachen.

Im Zahnbett breiten sich die aggressiven Bakterien weiter aus und zerstören das Bindegewebe und den Kieferknochen. In Folge bildet sich das Zahnfleisch immer mehr zurück. Die Zähne finden immer weniger Halt, beginnen zu wackeln und können schließlich ausfallen.

Entwicklungsverlauf der Parodontitis:

Was unbehandelte Parodontitis im Körper bewirken kann

Das gefährlichste an der Parodontitis: Sie ist eine schleichende Erkrankung, die nicht weh tut und kaum sichtbar ist. Da sie von alleine nicht zum Stillstand kommt, breitet sie – unbehandelt oder unzureichend behandelt – ihren zerstörerischen Effekt mit der Zeit über den ganzen Körper aus.

Denn zwischen Zahnfleisch und der Zahnwurzel entsteht eine, von außen nicht sichtbare Wunde, die – über den ganzen Kiefer verbreitet – die Größe einer Männerhand (!!!) ausmachen kann. Diese Wunde öffnet den Bakterien geradezu die Tür in den Blutstrom.

Die Folge: der krankhafte Prozess ruiniert nicht nur die Mundgesundheit und führt zu Zahnverlust und kostspieligen Zahnersatz, sondern kann entzündliche Reaktionen im gesamten Organismus hervorrufen. Diese wiederum erhöhen die Anfälligkeit für einige schwere Krankheiten oder verschlimmern deren Verlauf.

Schau auf dein Herz!

Wie zahlrieche Studien beweisen, lässt unbehandelte Parodontitis das Risiko einer koronaren Herzerkrankung ums nahezu Doppelte, das eines Schlaganfalls ums Dreifache steigen. Festgestellt wurden auch Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Osteoporose. Auch dem ungeborenen Kind droht Gefahr: Parodontitis-Patientinnen haben ein bis zu achtmal (!) höheres Risiko für Frühgeburten.

Erfolg ist: Gesunde, starke, weiße Zähne, fester Biss, Krankheiten besser im Griff.

Dafür notwendig: Ärztliche Behandlung: Beobachten, Untersuchung, gezielte Behandlung und regelmäßige Kontrolle.

UND ein aktiver Patient:

  • gründliche häusliche Zahnpflege,
  • regelmäßige Mundhygiene,
  • Hellhörigkeit für Symptome,
  • gesunde Ernährung und
  • ausreichend Bewegung.

Denn, wenn man passiv ist und die Behandlung ausbleibt, geht man das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Frühgeburten, Diabetes und Osteoporose ein.

Lächeln kostet nichts, hat aber eine wundersame Wirkung – auf Menschen um uns herum und auf uns selbst.
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